Systemische Therapie
Was ist Systemische Therapie?
Die Systemische Therapie ist ein immer noch verhältnismäßig neues Therapieverfahren. Ihre Wirksamkeit konnte mittlerweile wissenschaftlich nachgewiesen werden. Sie geht auf die Beobachtung zurück, dass psychische Störungen bei bestimmten familiären Kommunikationsmustern begünstigt werden können. Derjenige, der die Krankheit oder die Störung "hat", ist nach dieser Vorstellung derjenige, der dieses gestörte Muster ausdrückt oder "anzeigt": In der Systemischen Familientherapie spricht man deshalb vom "Indexpatienten". Wie bei einem Mobile wird seine Störung von den anderen Familienmitgliedern mitbewegt, und er wirkt mit seinem "gestörten" Verhaltensmuster auf die Familienmitglieder zurück.
Bei dieser Betrachtungsweise spielt nicht nur das aktuelle familiäre System eine Rolle, denn familiäre Systeme entwickeln sich über die Generationen weiter. Deshalb gehe ich in den Therapien stets auch auf die Herkunftssysteme ein.
Typisch für den systemischen Zugang ist die Überzeugung, dass es keine Wirklichkeit an sich gibt, sondern dass jeder seine Wirklichkeit so macht ("konstruiert"), dass sie Sinn ergibt. Das gilt nicht nur für die Klienten, sondern selbstverständlich auch für den Therapeuten, wenn er auf einen Klienten und auf sein familiäres System blickt.
Entsprechend bunt sind die reichhaltigen Zugangswege zu den Wirklichkeiten der Klienten: Als Systemiker frage ich gerne "um die Ecke" und erkunde so die Sicht des einen auf die von ihm vermutete Sicht des anderen. Steht das Gespräch wie in den meisten anderen Therapieverfahren im Mittelpunkt, so arbeite ich auch gerne mit Aufstellungen und anderen nicht-sprachlichen Verfahren. Bei der Herkunftsarbeit spielt das Genogramm, d.h. die Veranschaulichung der Herkunftssysteme mithilfe eines Stammbaums, eine zentrale Rolle.
Ziel des systemischen Arbeitens ist es, festgefahrene und verkrustete Wirklichkeitskonstruktionen zu verstören und so in den Fluss zu bringen.
Ist Systemische Therapie dasselbe wie eine Familientherapie?
Schon länger kann man das verneinen. Der Ursprung der Systemischen Therapie liegt in der Familientherapie, d.h. in der Behandlung ganzer familiärer Systeme. Deshalb ist der systemische Zugang in aller Regel das Mittel der Wahl in vielen psychosozialen Beratungseinrichtungen wie Erziehungs- und Familienberatungsstellen. Systemische Therapie kann also eine Familientherapie und als solche sehr wirksam sein. Das Systemische Denken fand und findet auch in anderen Formaten seine Anwendung: In Erbstreitigkeiten spielt das Geschwistersystem als Subsystem eine zentrale Rolle, in Einzeltherapien arbeitet man bisweilen mit der "inneren Familie", d.h. mit den verschiedenen inneren Anteilen des Klienten. In der Paartherapie wird das störende Symptom des einen Partners (zum Beispiel Fremdgehen) als Ausdruck einer Störung in der Kommunikation des Paares angesehen. Da die Wirksamkeit der Systemischen Therapie hinreichend wissenschaftlich belegt ist, gehört sie seit einigen Jahren zu den wissenschaftlich anerkannten Psychotherapieverfahren.